Hach, das wäre was Feines: ein Leben ohne jeglichen Stress! Träumen wir nicht alle davon?

Sich durch nichts aus der Ruhe bringen zu lassen. Immer total gechillt und entspannt zu sein.

Der Wunsch nach einem Leben ohne Stress hängt vermutlich damit zusammen, dass das Wort in unserer Gesellschaft sehr negativ besetzt ist. Stress hier, Stress das – jeder ist gestresst! Manche mehr, manche weniger.

Besonders im beruflichen Kontext gehört Stress zu haben schon fast zum guten Ton. Wer nix leistet, ist nichts.

Sich mal zu entspannen, wird mit Faulsein gleichgesetzt und das geht natürlich gar nicht!
Immer Vollgas geben, immer einen vollen Terminkalender haben und immer mit irgendwas beschäftigt sein – das ist es, was zählt.

Was ist eigentlich Stress?

Stress ist eine angeborene Reaktion unseres Körpers auf eine Belastung. Es werden Stresshormone ausgeschüttet, die uns in eine Art Alarmbereitschaft versetzen, um angreifen oder flüchten zu können. Das ist der Sinn von Stress im biologischen Sinne: unser Überleben zu sichern. 

Stress ist also etwas, das dich wach und leistungsbereit macht. Es wird Energie freigesetzt, damit du agieren oder reagieren kannst.

Früher waren die Belastungen, denen wir Menschen ausgesetzt waren, durchaus lebensbedrohlich. Heute haben sich diese verschoben.

Anzugreifen oder zu flüchten ist kaum noch notwendig. Schließlich wirst du in der Regel nicht von einem wilden Tier bedroht oder hast mit einer Hungersnot zu kämpfen.

Die heutigen Stressauslöser sind andere.
Mobbing, Über- oder Unterforderung auf der Arbeit, private Probleme, Geldsorgen oder eine Kündigung sind nur ein paar der möglichen Gründe. Meistens ist es eine Kombination aus verschiedenen Dingen, die als belastend empfunden werden.

Ist Stress positiv oder negativ?

Es wird zwischen positivem und negativem Stress unterschieden.

Positiver Stress (Eustress) steht für all die Herausforderungen, die du als positiv empfindest, zum Beispiel:

  • das Kribbeln vor einem Vortrag,
  • die Anspannung vor einem Turnier,
  • die Aufregung vor einem Bewerbungsgespräch für deinen favorisierten Job.

Negativer Stress (Disstress) steht für die Dinge, die du als Belastung empfindest:

  • Eheprobleme,
  • schlechte Stimmung auf der Arbeit,
  • Termindruck,
  • Schulden.

Dann ist positiver Stress doch was Gutes, oder nicht? 
Nur bedingt. Er ist dann in Ordnung, wenn er kurzfristig auftritt und du dich anschließend wieder erholst. Arbeitest du aber – weil es ja so toll ist – über Monate täglich 14 Stunden, kippt auch der positive Stress ins Negative um.

Dein Körper kann nicht zwischen beiden Formen unterscheiden und schüttet die gleichen Stresshormone aus. Deshalb kann dich auch vermeintlich positiver Stress auf Dauer krank machen.

Mach mal langsam

Was wäre nun ein Leben ohne Stress? Es wäre eine ziemlich flache Nummer.

Stress gehört dazu, wenn auch jeder von uns auf andere Auslöser reagiert. Gänzlich jede herausfordernde Situation, ob positiv oder negativ, zu umschiffen, ist vollkommen unmöglich.

  • Vielleicht kommt es zu einem brenzligen Moment beim Autofahren.
  • Vielleicht wirst du mit einem Schicksalsschlag konfrontiert.
  • Vielleicht gibst du ein Live-Interview im Radio.
  • Vielleicht führst du ein erstes Gespräch mit einem möglichen neuen Auftraggeber.

Das Leben lässt sich nicht zu 100 % kontrollieren und somit kannst du auch nicht vermeiden, mit belastenden Dingen konfrontiert zu werden. Es kommt vielmehr darauf an, gut auf dich zu achten und dir nach – oder während – einer stressreichen Phase ausreichend Erholung zu gönnen.

Sich zu entspannen, hat nichts mit Faulsein zu tun.
Wer sich nicht erholt, betreibt Raubbau an der eigenen Gesundheit. Bei so einem Verhalten klatsche ich nicht jubelnd in die Hände und sage „Hey, toll – weiter so!“

Ich freue mich über jeden Menschen, der achtsam und wertschätzend mit sich umgeht. Dazu gehört es manchmal auch, Grenzen zu ziehen und Nein zu sagen, um für sich selber Freiraum zu schaffen.

Was du gegen Stress tun kannst

Stress entsteht durch verschiedene Faktoren – innere und äußere.
So beeinflussen zum Beispiel deine Gedanken, Glaubenssätze und Prägungen, wie du auf bestimmte Dinge reagierst und ob du sie als Stress empfindest.

Doch es gibt auch äußere Faktoren wie dauernde Erreichbarkeit, respektlose Vorgesetzte oder zu viele Aufgaben, die eine Belastung darstellen können. Hier reicht es nicht, an deiner Einstellung zu arbeiten.

Werde aktiv! Steh für dich ein! 

  • Lerne, deine Aufgaben zu priorisieren und zu delegieren.
  • Führe ein Gespräch mit deinem Vorgesetzten.
  • Schalte dein Handy für bestimmte Zeiten einfach mal aus.

Ich weiß, dass manches davon Überwindung kostet und dir vielleicht alte negative Denkmuster auf die Füße fallen à la: „Wenn ich nicht alles selber mache, geht es schief.“ Daran kannst du natürlich festhalten anstatt dich endlich davon zu lösen.

Doch der Preis dafür ist hoch. Du zahlst ihn mit deiner Zufriedenheit und deiner Gesundheit. Willst du das wirklich?

Hinweis

Der Schwerpunkt meiner Arbeit hat sich geändert.
Ich unterstütze Menschen mit Hunden aus dem Tierschutz, ihre individuellen Probleme im Zusammenleben gelassen zu meistern – gewaltfrei und positiv.
Hier erfährst du dazu mehr.