Wenn es um Auslandshunde geht, kommt es schnell zu kontroversen Diskussionen. Die einen sind der Meinung, die Tierheime in Deutschland sind voll und man solle sich doch da einen Hund holen.

Die anderen sagen, dass Tierschutz nicht an einer Landesgrenze aufhören sollte. Und dann gibt es natürlich noch die Tatsache, dass es nicht nur guten Tierschutz gibt, sondern auch schwarze Schafe sowie einen regelrechten Handel mit Tieren aus dem Ausland.

Streunerhunde: Lösungen brauchen Zeit

Ich selbst lebe seit acht Jahren im Süden Europas, davon lange Zeit in Griechenland. Ich war – und bin es immer wieder – mit einigen Notfellen konfrontiert. Mir ist sowohl das griechische Tierschutzgesetz vertraut als auch die tatsächliche Umsetzung.

Für keinen einzigen Hund konnte ich vor Ort Hilfe oder ein Zuhause finden. Und das, obwohl ich eng mit einheimischen Tierschützern vernetzt bin und zahlreiche Kontakte habe. Für all meine Schützlinge war ein Zuhause in Deutschland (Österreich/Schweiz) die einzige Lösung.

In acht Jahren waren es sechs Hunde, für die ich die passenden Menschen gesucht und gefunden habe. Dabei nehme ich mir viel Zeit für Kennenlerngespräche, die Vorbereitung vor der Ausreise sowie eine kostenfreie Begleitung nach der Ankunft.

Jeder dieser Vierbeiner hat einen festen Platz in meinem Herzen. Er war für eine bestimmte Zeit Teil unserer Familie, der eine kürzer, der andere länger.

Und da mir das Wohlergehen von Straßenhunden so am Herzen liegt, möchte ich dir in diesem Artikel ein paar Empfehlungen aussprechen.

Auslandshunde: Ein Hund mit Gepäck

Hach, ist DER süß! Treue Hundeaugen schauen dir entgegen, dein Herz schmilzt dahin. Du möchtest einem Hund aus dem Ausland ein Zuhause schenken und lässt dich womöglich von der ergreifenden Beschreibung seines Schicksals mitreißen.

Dann ist der Hund bei dir, aber statt mit Dankbarkeit bist du mit Problemen konfrontiert. 

  • Er reagiert aggressiv auf Menschen.
  • Er fürchtet sich vor bestimmten Bewegungen.
  • Er hat Angst vor Schüssen.
  • Er will nicht spazieren gehen.

Das alles muss nicht eintreffen. Es gibt genügend Hunde, die sich hervorragend in ihr neues Heim einleben. Und es gibt viele, die dazu sehr viel Zeit, Geduld und Einfühlungsvermögen benötigen.

Sie wurden in einem Shelter oder der Straße geboren. Sie haben schon schlimme Erfahrungen machen müssen, sind womöglich sogar traumatisiert. Dazu kommt, dass ein Leben auf der Straße zwar sehr hart sein kann, aber gleichzeitig mit Freiheit verbunden ist. Die Hunde können selbst entscheiden, wo sie sich aufhalten und wem sie sich annähern wollen – oder auch nicht.

In einem Haus, einer Wohnung sieht das auf einmal ganz anders aus. Ihr Tagesablauf wird nun durch ihre Menschen bestimmt. Für eigenen Entscheidungen bleibt vielen Vierbeinern kein Raum mehr.

Immer mit der Ruhe

In den ersten Tagen braucht ein Hund aus dem Ausland keine langen Spaziergänge. Er braucht keinen Besuch und keine Ausflüge in viele verschiedene Gebiete: Er braucht Ruhe.

  1. Dein neuer Weggefährte muss zum einen den Umzug verarbeiten.
    Er ist in einem neuen Umfeld, mit neuen Menschen, neuen Geräuschen, neuen Gerüchen und vielem Neuen mehr.
  2. Er muss dich kennenlernen und Vertrauen aufbauen.
    Bitte bedenke: Er ist zu 100 % auf dich angewiesen und hat sich nicht ausgesucht, unter diesen Umständen zu leben. Selbst wenn diese für ihn paradiesisch sein mögen, kann ihn all das Neue überfordern.
  3. Lernen findet immer statt.
    Ihr müsst nicht ab dem ersten Tag mit dem Üben von Signalen beginnen. Dafür ist noch genug Zeit. Dein Hund lernt bei jeder Interaktion etwas, dafür ist gerade am Anfang kein gezieltes Training nötig.
  4. Achte darauf, dass dein Hund mit dir nur Positives verbindet.
    Auch Grenzen setzen geht auf fairem Weg, ohne Einschüchterung oder Angsteinflößen.
  5. Betreibe Management
    Handle möglichst vorausschauend, um Probleme zu vermeiden. Dazu gehört es unter anderem, deinen Hund außerhalb des Hauses mit einem ausbruchssicheren Sicherheitsgeschirr zu führen.

Ängste oder Aggressionen bei Auslandshunden

Zahlreiche Tierschutzhunde haben Ängste oder verhalten sich in manchen Momenten aggressiv. Hier sind dein Verständnis sowie deine Geduld gefragt. Dein Hund benötigt deine Hilfe, um mit seiner Angst/Aggression anders als bisher umzugehen.

Wichtig zu wissen:
Leckerchen sowie deine Unterstützung verstärken keine Ängste. Social Support ist vielmehr die Grundlage, damit dein Vierbeiner Vertrauen zu dir aufbauen kann. Nimm seine Ängste ernst und lass ihn damit nicht alleine. Der Gedanke „da muss er durch“ kann großen Schaden anrichten.

Zeigt dein Tierschutzhund aggressives Verhalten, solltest du mögliche Konflikte vorausschauend vermeiden, statt sie zu provozieren. Bestrafe deinen Hund niemals dafür, dass er knurrt. Wie sonst soll er seine Grenzen kommunizieren? Wird er dafür bestraft, kann es passieren, dass er zukünftig nicht mehr knurrt, dafür direkt schnappt.

Empfehlung: Hole dir bei ängstlichem oder aggressivem Verhalten die Unterstützung durch einen Trainer, der bedürfnisorientiert und positiv arbeitet. Eine gute Anlaufstelle ist das Netzwerk „Trainieren statt dominieren.“

Gerne kannst du dich auch bei mir melden, damit wir uns kennenlernen und eine Zusammenarbeit besprechen können. Schreibe mir hier eine Nachricht und ich melde mich zeitnah bei dir.

Auslandshunde sind nicht vorhersehbar

Das Leben mit einem Hund aus dem Ausland ist eine Wundertüte. Er mag sich im Shelter völlig unauffällig verhalten haben, in seinem neuen Umfeld zeigt er plötzlich Angst oder Aggression.

Es gibt auch Vierbeiner, die sich gut in das neue Leben einfügen. Doch du solltest dich lieber darauf einstellen, dass es holprig werden kann. Gib dir und deinem Hund Zeit, euch kennenzulernen und Vertrauen aufzubauen. Je nach seiner Vorerfahrung ist dies für ihn schwer und benötigt sowohl Einfühlungsvermögen als auch Geduld.

Hier kannst du dir meine Podcastfolge anhören: Sind Streunerhunde Tiere zweiter Klasse?

Welche Erfahrung hast du schon mit Auslandshunden gemacht? Teile sie gerne mit mir in den Kommentaren.