„Das schaffe ich alleine!“

Um Hilfe zu bitten und diese anzunehmen, fällt vielen introvertierten Frauen schwer. Schon der Gedanke daran löst bei ihnen Stress aus. Sie reißen sich lieber ein Bein aus, um alles selbst hinzubekommen. Sie wollen stark sein, um jeden Preis.

Welche Folgen damit verbunden sind und was du dagegen machen kannst, das erfährst du jetzt.

Der Kontrolleur in dir

Jeder von uns lebt mit einem inneren Team an Stimmen, die unser Denken und Handeln beeinflussen. Ich nenne sie „Saboteure“, da sie genau das machen: sie sabotieren deine Zufriedenheit, deine Zuversicht, dein Lebensglück.

Zu diesem Team aus insgesamt zehn Saboteuren gehören unter anderem der Richter, der Vermeider, der Perfektionist, das Opfer und der Kontrolleur. Mit jedem einzelnen sind unangenehme Gefühle verbunden wie Stress, Angst, Ärger, Unsicherheit, Selbstzweifel, Ungeduld und einige mehr.

Heute stelle ich dir den Kontrolleur vor, der zahlreichen Menschen das Leben schwer macht.

Vielleicht kennst du einen dieser Gedanken: 

  • Wenn ich mich nicht um alles kümmere, geht es schief.
  • Niemand schreibt mir vor, was ich zu tun habe.
  • Die anderen wollen doch, dass ich das regel.
  • Außer mir macht es keiner richtig.

Vor deinen Freunden, deinen Kollegen, deiner Familie wirkst du stark und unabhängig. Du meisterst jede Herausforderung und scheinst alles im Griff zu haben. Aber tief in dir sieht es anders aus. Du fühlst dich unsicher und hast ständig Angst, dass etwas Schlimmes passiert, wenn du die Kontrolle abgibst.

Genau deshalb willst du sie um jeden Preis behalten: über dich, über andere, über die Umstände. Dafür zahlst du mit hoher Anspannung, Stress und Angst.

Woher kommt der Kontrolleur?

Die Stimme des Kontrolleurs wird oft in der frühen Kindheit wachgerufen. Vielleicht musstest du schon früh erwachsen werden. Du hast als sehr junger Mensch gelernt, viel Verantwortung zu übernehmen und dich zusammenzureißen. Seitdem ist der Kontrolleur in dir aktiv und will die Fäden in der Hand halten.

Menschen mit einem stark ausgeprägten Kontrolleur bringen bestimmte Stärken mit sich.

  • Sie sind handlungsorientiert und zählen zu den Machern.
  • Sie sind willensstark und hartnäckig.
  • Sie können gut Entscheidungen treffen.
  • Sie sind in der Lage, auch unbeliebte Dinge zu machen.
  • Sie erkennen Möglichkeiten und sind fähig, sich und andere zu motivieren, um dieses Ergebnis zu erreichen.

All das ist positiv, doch der Kontrolleur übertreibt es damit und lässt die eigentlichen Stärken ins Negative kippen. 

  • Er verbindet sich mit anderen Menschen über Wettkampf und Konkurrenz statt über sanfte Emotionen.
  • Er drückt andere ständig aus ihrer Komfortzone.
  • Er sucht Konfrontation.
  • Er wird von anderen als kritisierend und einschränkend empfunden.
  • Er hat ein großes Bedürfnis, die Kontrolle auszuüben.

Das zieht negative Folgen nach sich. Mit diesem Verhalten hältst du andere auf Abstand, weil sie sich in deiner Gegenwart unwohl fühlen. Du gibst ihnen keinen Raum für ihre eigenen Entscheidungen und Ideen. Du traust ihnen nichts zu, weder deinem Partner, deinen Freunden oder Kollegen.

Dein Kontrolleur will unabhängig sein, denn abhängig zu sein bedeutet für ihn Verletzlichkeit. Und genau davor hat er eine Heidenangst.

Du kannst jedoch all deine Stärken ausleben, ohne dich von ihm leiten zu lassen.

Auswirkungen des Kontrolleurs

Führungskräfte mit einem starken Kontrolleur lassen ihren Mitarbeitern keinen Entfaltungsspielraum. Sie machen ihnen genaue Vorgaben, wie die Dinge zu laufen haben und zwar nach ihren Vorstellungen. Sie setzen ihre Erwartungen durch, bauen Druck auf und sind nicht offen für die Ideen ihrer Mitarbeiter. Auf dieser Grundlage ist kein wertschätzendes, kreatives Arbeiten möglich.

Mütter mit einem starken Kontrolleur schreiben ihren Kindern vor, was und wann diese zu tun haben. Sie nehmen ihnen alles ab, weil sie meinen, es besser zu wissen und zu können. Dem Kind wird die Möglichkeit genommen, eigene Lösungen zu finden und auch mal Fehler machen zu dürfen. Welche Folgen das für das Selbstvertrauen eines Kindes hat, kannst du dir wahrscheinlich vorstellen.

Bist du in einer Partnerschaft und lässt deinem Kontrolleur freien Lauf, schadest du deiner Beziehung. Wer fühlt sich schon gerne bevormundet und kontrolliert? Sich so zu verhalten sorgt für Distanz, Ärger, Stress und Konflikte.

Nutze deine Weisheit

Es spricht grundsätzlich natürlich nichts dagegen, Abläufe zu organisieren oder den Überblick über sie zu behalten. Es kommt dabei aber auf deine innere Haltung an. Basiert dein Hang zur detaillierten Planung und zur Kontrolle auf Angst, dann sind damit negative Gefühle verbunden – bei dir und allen anderen, die mit deinem Kontrolleur konfrontiert werden.

Weitaus sinnvoller ist es, aus einer weisen Haltung heraus zu agieren. Einer Haltung, die auf Empathie, Interesse und innerer Ruhe basiert. So lässt du deinen Mitmenschen Raum für ihre eigenen Ideen. Raum für Erfahrungen und für Entwicklung. Du förderst und unterstützt sie in ihren Fähigkeiten, anstatt diese zu unterdrücken und deinen Vorstellungen zu unterwerfen.

Es stellt sich also die Frage, wie es dir gelingt, dich nicht von deinem Kontrolleur oder anderen Saboteuren bestimmen zu lassen.

Die innere Weisheit stärken

Die Lösung liegt darin, deine mentale Fitness zu trainieren und dadurch deine Saboteure zu schwächen. Sie sind in deiner linken Gehirnhälfte angesiedelt, deine weisen Anteile in der rechten.

Deine Weisheit ist im Umgang mit Herausforderungen mit positiven Gefühlen verbunden, zum Beispiel Neugier, Empathie und Kreativität. Lässt du dich von ihr leiten, fühlst du dich glücklicher. Du verbesserst deine Beziehungen und empfindest mehr innere Ruhe.

Um deine mentale Fitness zu stärken, ist deine Einsicht notwendig, aber auch deine Bereitschaft, wirklich etwas zu tun. Es kommt darauf an, leistungsstarke Muskeln in deinem Gehirn aufzubauen. Wie dies genau funktioniert, erfährst du in diesem Artikel.

Fazit

Jeder von uns hat sein Lebenspäckchen zu tragen. Jeder von trägt seinen eigenen Kampf mit seinen persönlichen Saboteuren aus. Diese können sich je nach Situation unterscheiden. Im Beruf kommt vielleicht der Kontrolleur zum Vorschein, privat der Vermeider.

Du bist ihnen jedoch nicht hilflos ausgeliefert. Wie beim körperlichen Krafttraining kannst du auch deine geistigen Muskeln stärken. Dies gelingt nicht von Jetzt auf Gleich, es erfordert Übung. Doch mit der Zeit wird es immer leichter und du kommst immer schneller zurück in einen ruhigen, zuversichtlichen Zustand.

Hinweis

Der Schwerpunkt meiner Arbeit hat sich geändert.
Ich unterstütze jetzt Menschen mit Hunden aus dem Tierschutz, ihre individuellen Probleme im Zusammenleben gelassen zu meistern – gewaltfrei und positiv. Hier erfährst du dazu mehr.