Ich sitze in meinem Wohnmobil. Eine Kerze steht auf dem Tisch, daneben eine Tasse mit heißem, dampfendem Tee. Meine Hündin döst neben mir auf der Bank. Draußen ist es vollkommen ruhig, bis auf ein paar Kirchenglocken, die ab und zu läuten.
Solche Momente liebe ich. Ich sauge sie förmlich auf wie ein Schwamm. Stille ist Musik in meinen Ohren. Ich kann vollkommen in ihr versinken. Trubel und Lärm dagegen bedeuten für mich Stress pur. Damit meine ich noch nicht einmal Lärm im Sinne von fiesen Geräuschen. Schon zu laut aufgedrehte Musik empfinde ich als unangenehm. Ich spüre förmlich, wie sich in mir etwas zusammenzieht und ich mich verkrampfe.
Deshalb gehe ich nicht gerne an laute Orte, zum Beispiel in eine Stadt oder eine belebte Bar. Die Kombination aus Musik und Menschen, die sich unterhalten, ist mir zu viel. Innerhalb kürzester Zeit – manchmal schon nach wenigen Minuten – bin ich komplett reizüberflutet und möchte nur noch weg. An eine entspannte, angeregte Unterhaltung ist in solchen Momenten nicht mehr zu denken.
Du bist aber empfindlich
Diesen Satz habe ich in meinem Leben schon verdammt oft gehört, auch in unterschiedlichsten Abwandlungen:
- Lass das doch nicht so nah an dich ran.
- Stell dich nicht so an.
- Du musst dir ein dickeres Fell zulegen,
- Sei nicht so sensibel.
Und jedes Mal aufs Neue habe ich mich gefragt: wie soll das gehen? Gibt es irgendwo einen Mantel zu kaufen, den ich mir wie einen schützenden Umgang umlegen kann? Und wieso sollte ich das überhaupt tun: sensibel zu sein, ist schließlich nichts Schlechtes!
Ein kleiner Rückblick
Vor zehn Jahren sah mein Alltag noch komplett anders aus als heute. Mein Tagesablauf war durchgetaktet und geplant. Aufstehen, arbeiten, einkaufen, mit den Hunden raus, ein wenig Fernsehen, ab ins Bett und am nächsten Tag das Gleiche von vorne. Ich habe mir wenig Zeit dafür genommen, mich bewusst mit meinen Bedürfnissen zu beschäftigen oder zu hinterfragen, was mir guttut und was nicht.
Ich habe mich in einen Alltag eingeordnet, der von den meisten als normal angesehen und nicht weiter hinterfragt wird. Dass ich viele Situationen als anstrengend empfunden habe und abends entsprechend platt war, habe ich einfach so hingenommen. Die Arbeit im Großraumbüro war für mich jedoch ein absoluter Horror. So oft es ging habe ich nach Möglichkeiten gesucht, kurz rauszukommen. Mal war die Kaffeeküche mein Zufluchtsort, mal die Toilette oder irgendein anderer Ort, der halbwegs ungestört war. Schon damals hatte ich in meiner Freizeit ein großes Bedürfnis danach, alleine und an ruhigen Orten zu sein.
- Am liebsten war ich in der Natur unterwegs.
- Wenn es um das Treffen mit Freunden ging, war mir ein kleiner Rahmen immer lieber als eine große Party.
- Wenn ich doch bei einer größeren Veranstaltung dabei war, habe ich mich lieber am Rand aufgehalten als mittendrin.
Ein Grund dafür war, dass ich zu den introvertierten Menschen gehöre, mir dies aber gar nicht bewusst war.
Bist du vielleicht hochsensibel?
Vor einiger Zeit fragt mich mein bester Freund Dimitri, ob ich mich schon mal mit dem Thema Hochsensibilität beschäftigt habe. Er sei gerade darauf gestoßen und hat dein Eindruck, es könne auf ihn zutreffen. Ob ich da Näheres drüber weiß, möchte er wissen. Ich antworte ihm darauf: „Nee, bisher nicht. Das ist gerade so ein Hype, dem ich kritisch gegenüber stehe.“
Doch anschließend lässt mich das Thema nicht mehr los. Also löse ich mich von dem Hype-Gedanken und lese mir die Infos dazu einfach mal durch. Und siehe da: in einem Großteil der Beschreibungen entdecke ich mich wieder. Ich möchte an dieser Stelle keinen tiefergehenden Beitrag über Hochsensibilität schreiben. Wenn du dich dafür interessierst, findest du bei Wikipedia einen guten ersten Überblick mit Literaturhinweisen und weiterführenden Links.
Nur dieses will ich unbedingt loswerden. Hochsensibilität ist ein denkbar unglücklicher Ausdruck, denn sensibel zu sein wird oft gleichgesetzt mit Gefühlsduseligkeit oder Weinerlichkeit. Viel treffender ist der wissenschaftliche Ausdruck für Hochsensitivität: „Sensory Processing Sensitivity“ (kurz SPS), was im Deutschen bedeutet „Sensorische Verarbeitungs-Sensitivität„. Deshalb spreche ich lieber davon, hochsensitiv zu sein statt hochsensibel. Was bedeutet dieses Wissen aber nun für mich und für dich?
Ich bin gut so wie ich bin
Hochsensibel oder hochsensitiv zu sein, heißt nicht, ein besserer Mensch zu sein. Es bedeutet lediglich, dass ich Reize intensiver wahrnehme und auch so auf diese reagiere. Entsprechend ist mein Reizspeicher schneller gefüllt und ich kann weitere Eindrücke dann nicht mehr verarbeiten. Ich vergleiche es gerne mit einem Schwamm, der nach kurzer Zeit prallgefüllt mit Wasser ist und kein weiteres aufnehmen kann.
Ist das kurzfristig der Fall, zum Beispiel auf einer Party, hilft es, wenn ich mich für eine kurze Zeit ausklinke und rausgehe. Ist das aber über einen längeren Zeitraum der Fall, dann werde ich meinem Umfeld gegenüber grantig. Wie ein Krebs ziehe ich mich in meinen Schutzpanzer zurück und schnappe mit meinen Scheren um mich. Spätestens jetzt ist bin ich gefordert zu schauen, was mich aus dem Gleichgewicht bringt und dafür zu sorgen, es wieder herzustellen.
- Brauche ich mehr Auszeiten für mich alleine?
- Arbeite ich gerade zu viel?
- Setze ich mich zu vielen negativen Eindrücken aus, zum Beispiel in den sozialen Medien?
- Nehme ich mir zu wenig Zeit, um bewusst zu entspannen?
Nicht die anderen sind für mein Wohlergehen verantwortlich – ich bin es. Damit ich aber nicht zum Einsiedler mutiere und mich aus allen sozialen Aktivitäten ausgrenze, muss ich sorgsam mit mir umgehen und auf mich achten.
Ganz konkret bedeutet das:
- Wenn ich bei einer sozialen Aktivität mit anderen spüre, dass es mir zu viel wird, genehmige ich mir eine kurze Auszeit.
- Ich distanziere mich von den Menschen sowie Dingen, die mir nicht guttun und betreibe bewusst Mediendiät. Filme oder Bilder, die Gewalt beinhalten, lehne ich grundsätzlich rigoros ab.
- Ich lasse meine Freunde und meinen Partner wissen, was in mir vorgeht. Musik im Hintergrund, während wir miteinander quatschen? Das ist für mich unangenehm und das sage ich auch. Dann können wir gemeinsam nach einer Lösung suchen.
- Beruflich arbeite ich gerne mit Gruppen, die bis zu 10 Personen groß sein können. Privat hingegen mag ich es, wenige Menschen um mich herum zu haben.
Nein, ich bin nicht zu empfindlich und ich muss mir auch kein dickeres Fell zulegen. So wie ich bin, bin ich gut – Punkt.
Hochsensibel – und jetzt?
Vor allem durch meine Ausbildung zur Entspannungstrainerin wurde ein Prozess angestoßen, der mein gesamtes Leben nach und nach verändert hat. Durch das bewusste Abschalten habe ich gelernt, mehr nach innen zu hören und meine Bedürfnisse wahrzunehmen. Das ist nicht möglich, wenn du dich dauernd abgelenkt und beschäftigt hältst.
Ohne zu wissen, dass ich hochsensitiv bin, habe ich damals intuitiv den für mich richtigen Weg eingeschlagen. Heute arbeite ich in keinem Großraumbüro mehr, sondern bin selbstständig und kann mir den Tag nach meinen Bedürfnissen gestalten. Und auch privat habe ich mir ein Umfeld gestaltet, das mir guttut.
Mein Leben findet überwiegend in der Natur statt, abseits von Lärm und Hektik. Hochsensitiv zu sein, ist für mich nichts Negatives. Ich möchte mich deshalb nicht von anderen Menschen getrennt, sondern mit ihnen verbunden fühlen.
Wie heißt es im Englischen so treffend: You can’t pour from an empty cup – du kannst nicht aus einer leeren Tasse gießen. Achte daher darauf, deine Tasse gefüllt zu halten, um geben zu können. Das entscheidende Stichwort heißt Selbstpflege und dazu gehört es auch, Nein sagen zu können.
Hinweis:
Der Schwerpunkt meiner Arbeit hat sich geändert.
Ich unterstütze jetzt Menschen mit Hunden aus dem Tierschutz, ihre individuellen Probleme im Zusammenleben gelassen zu meistern – gewaltfrei und positiv. Hier erfährst du dazu mehr.
Hi,
das, in abgeschwächter Form, erleben vermutlich sehr viele Menschen. Sie wursteln weiter wie bisher, halten sich für „überempfindlich“, oder, noch so ein Superwort (ich lebe es… *ironiemodus*) sind nicht so sehr belastbar. Oder nicht multitaskingfähig.
Aber wenn das so ist, dann ist das verdammt nochmal so in Ordnung für diese Person. Nein, ich muss nicht stundenlang im Gewühl baden, ich muss keine Partys mit 50 Leuten und lauter Musik gut finden, wenn ich lieber tiefgründige Gespräche mit Freunden führe. Nein, ich muss es auch nicht hinnehmen, dass manche Leute sich mit mir verabreden und, während wir am Tisch sitzen, pausenlos mit ihrem Smartphone daddeln, äh, kommunizieren, bis die Unterhaltung total verflacht und man nur noch schnell irgendwelche Sätze hinwirft, nicht wissend, ob die überhaupt auf ein Ohr treffen. Das ist Wahnsinn. Das ist ungesund. Das macht auf Dauer ALLE krank, die das für normal halten.
Das ist eine echte Unkultur, die sich breit macht.
Dankeschön an alle Hochsensiblen und auch an alle etwas Sensibleren – für Eure Beobachtungen und dass Ihr sie teilt. Nein, Ihr seid nicht irgendwie „bekloppt“, sondern setzt Signale für alle!
Liebe Barbara,
herzlichen Dank für deinen ausführlichen Kommentar. Letztendlich sollte tatsächlich jeder einfach viel mehr beobachten, was ihm/ihr guttut und achtsam mit sich umgehen.
Multitasking ist echter Blödsinn und führt sowohl zu Stress, als auch zu mehr Fehlern. Wozu das Ganze? Um vermeintlich effektiver zu sein und Zeit zu sparen, die dann doch nicht sinnvoll genutzt wird.
Es heißt nicht umsonst, dass in der Ruhe die Kraft liegt 🙂
Beste Grüße
Nima
Hi. Ich habe auch das gleiche Problem. Bin sehr empfindlich. Nicht Multitaskingfähig. Denke seid meiner Kindheit ich bin anders. Nicht normal. Verständnis von anderen zu bekommen ist kaum möglich. Stoße manchmal an meine Grenzen. Aber ich denke viel über mich nach. Seid meine 2 Kinder groß sind will ich nicht mehr nur funktionieren.
Denke das kann das Leben nicht sein.
LG
Liebe Nima,
nach und nach entdecke ich immer mehr diese Züge an mir. Ich würde mich ebenso als hochsensibel bezeichnen. Ich erkenne fast alles, was Du geschrieben hast, an mir selbst wieder.
Auch dass ich keine Filme ansehe, in denen es um Gewalt und Verbrechen geht. Ballerfilme beunruhigen mich, die kann ich u will ich auch nicht ansehen.
Mir ist es vor ein paar Jahren aufgefallen u ich bin auch schon oftmals darauf angesprochen worden.
Liebe Grüße
Iris
Liebe Iris,
Danke, dass du mich und die anderen Leser daran teilhaben lässt. Baller- oder Gewaltfilme ergeben für mich wirklich absolut keinen Sinn, auch nicht aus einem Unterhaltungsaspekt. Ich finde es daher nur gut, dass du sie dir nicht ansiehst.
Liebe Grüße
Nima
Liebe Iris!
Das schöne Foto von Dir – in der Natur – sagt doch schon etwas aus, was Dir wichtig ist?!
Der Schweizer Schriftsteller Max Frisch sagte einmal: „Wir könnten Menschen sein. Einst waren wir schon Kinder. Wir sahen Schmetterlinge. Wir standen unterm silbernen Wasserfall. Wir sahen alles. Wir hielten die Muschel ans Ohr. Wir hörten das Meer. Wir hatten Zeit.“ Als Kind war die Welt voller Geheimnisse. Ein Stück Holz in der Hand verwandelte sich in eine Fantasiegestalt, ein Weg durchs Dickicht wurde zum Zauberwald, vielerlei Wesen bevölkerten unsere kleine Welt. Das heißt doch: Die Welt voller Geheimnisse zu sehen und zu erleben, wie (sensible) Kinder dies können, macht uns erst wirklich zu Menschen. Doch wir werden erwachsen und die meisten Geheimnisse verschwinden. Das Faktische überwiegt. Das Leben besteht aus einer Summe von Kleinigkeiten. Etwas Graues und Banales liegt dann über unseren Tagen und Begegnungen. Erst recht, wenn man – wie Du – in einem Großraumbüro gearbeitet hat.
Ein Haus ist ein Haus, ein Brot ist ein Brot. Aber das reicht auf Dauer nicht. „Denn wir essen Brot, aber wir leben von Glanz“, sagt die Lyrikerin Hilde Domin.
Es ist die Suche nach einer tieferen Wirklichkeit, danach, einfach d e r Mensch sein zu dürfen, der wir sind!
Ich glaube, so ist es bei Dir und allen, die eine feinfühlige Seele haben und sich ihre kostbare Sensibilität erhalten konnten (wie „Der kleine Prinz“ von Exupery).
Es ist im Grunde die Suche nach Halt und Geborgenheit in all der Gnadenlosigkeit unserer Welt.
Wie können wir den „Schlüssel“ zu unserem Alltag finden?
Für mich ist dies eine Frage nicht nur der „Hochsensitivität“, sondern auch nach der „re-ligio“, der „Rückbindung“ des Menschen und damit nach den „Quellen“, aus denen wir leben.
E i n möglicher Zugang ist die „sakramentale Sicht“ der Welt, wie es der ehemalige Franziskanerpater Leonardo Boff einmal treffend formulierte.
Jeder von uns hat Dinge und kleine Schätze, die für ihn heilig und von unschätzbarem Wert sind. Alles kann zum Sakrament werden: ein Weg, eine Landschaft, ein Bild. Entscheidend ist, ob wir uns auf die Dinge, die Schöpfung und die Menschen einlassen und ihnen Anteil an uns schenken. Wir selbst, der andere, jegliches Ding und Geschöpf trägt immer noch viel mehr Geheimnis in sich, als wir je wahrnehmen können. Vielleicht gibt das unseren Begegnungen wieder eine farbige Lebendigkeit und unseren Tagen eine Tiefe?
Ich selbst gehöre auch zu den hochsensiblen Menschen und verstehe daher sehr gut, was Du meinst.
Zum Schluss eine kleine Geschichte als Ergänzung zu Deinem Zitat: „You can’t pour from an empty cup“…
Zu einem Mönch, der in einem einsamen Kloster lebte, kamen Leute und fragten: „Was für einen Sinn siehst du in deinem Leben in dieser Stille und Einsamkeit?“
Der Mönch war gerade dabei, Wasser zu schöpfen. Er sagte den Besuchern: „Schaut in den Brunnen!“ Sie sagten: „Wir sehen nichts.“ Nach einer Weile forderte der Mönch die Besucher noch einmal auf, in den Brunnen zu schauen. „Was seht ihr jetzt“, fragte er sie und sie sagten: „Jetzt sehen wir uns selbst.“ Da sagte der Mönch: „Als ich vorhin Wasser geschöpft habe, war das Wasser unruhig. Jetzt ist es ruhig geworden. Das ist die Erfahrung der Stille: Man sieht sich selbst.“
In diesem Sinn
liebe Grüße – Matthias
Hallo lieber Matthias,
ich danke dir, dass du dir für diesen ausführlichen und schönen Kommentar die Zeit genommen hast.
„Das ist die Erfahrung der Stille: Man sieht sich selbst.“
Besser lässt es sich nicht auf den Punkt bringen! 🙂
Liebe Grüße
Nima
Liebe Nima!
Danke für deinen ehrlichen Artikel über „Hochsensibilität“ – mit den wundervollen Bildern dazu!
Ich reihe mich in den Kreis der „Hochsensiblen“ mit ein und bin ganz berührt davon, wie du deinen Weg darin entdeckt und aufgegriffen hast 🙂
Ich bin diesem Ausstattungsmerkmal vor einigen Jahren auf die Spur gekommen und seitdem ich mich mit dieser Erkenntnis selbst besser annehmen kann, habe ich auch einen viel stimmigeren Weg in die Selbstfürsorge für mich gefunden.
Ich muss auch dazu sagen, dass mich die Begrifflichkeit anfangs etwas gestört hat, da das Wort „sensibel“ eben vielfältig und eher negativ behaftet ist. Aber mit fiel vor einiger Zeit ein ganz tolles Buch in die Hände: „Das Vielfühler-Buch“ (von Petra Tomschi – mit hat es sehr gut gefallen und geholfen, daher diese persönliche Empfehlung). Mit dieser Beschreibung – „ Vielfühler“ – konnte ich besser umgehen und dies half mir noch mal ein Stückchen mehr, dieses Ausstattungsmerkmal als Geschenk anzunehmen. Es hat einen Grund, dass ich so ausgestattet bin – wie für all die vielen anderen „Betroffenen“ auch 🙂
Mir geht es sehr ähnlich wie dir: mich strengen u.a. Gegebenheiten an, bei denen viele Menschen zusammen kommen. Einmal auch wegen der Lautstärke, aber auch, da ich die Stimmungen von Menschen sehr intensiv wahrnehme und es mich sehr herausfordert, mich davon abzugrenzen oder ggf. auch mal anzusprechen, wo dies im geschützten Rahmen möglich ist. Oftmals sind eher schwere Stimmungen wie z.B. Gereiztheit, Aggressivität, unangenehmer Egoismus, schlechte Laune, „Meckeritis“, … die mich sehr herausfordern und ich übe mich auch darin, solche Situationen zeitlich zu begrenzen. Und eben auch durch Entspannung, wie sie mir persönlich gut tut (dazu zählen u.a. Meditation, Stille, in der Natur sein, Yoga, Radfahren,…) für mich zu sorgen.
Mit Gerüchen geht es mir ähnlich.
Ich finde es sehr spannend, in der „Vielfühligkeit“ mich selbst zu entdecken, in welchen Bereichen ich sensibler reagiere und wobei nicht so. Im Austausch mit anderen merke ich auch, wie vielfältig dieses Thema ist.
Ich bin ehrlich gesagt noch mitten im Üben, mit der „Vielfühligkeit“ sorgsam umzugehen, sie auch als „Schatz“ wertzuschätzen.
Ich ertappe mich noch so oft dabei, erst zu spät zu merken, dass ich eher hätte für mich sorgen dürfen. Aber so sind wir alle auf unserem individuellen Weg 😉
Ich freue mich auf weitere Beiträge und Erfahrungen von dir, die mich auch sehr inspirieren!
Danke, dass du so viele Gedanken und Erfahrungen mit uns teilst!
Herzlich
Esther
Hallo liebe Esther,
Vielfühligkeit ist ein schöner Begriff, den ich bisher noch nicht kannte. Du schreibst „aber auch, da ich die Stimmungen von Menschen sehr intensiv wahrnehme und es mich sehr herausfordert, mich davon abzugrenzen “ und das kann ich absolut teilen. Gerade wenn sich jemand schlecht gelaunt in meiner Nähe aufhält, kostet es mich häufig viel Energie, das nicht an mich heranzulassen.
Ganz lieben Dank an dich, dass du deine Gedanken dazu mit mir und den anderen Lesern teilst.
Beste Grüße
Nima
Liebe Nima,
als ich die ersten Zeilen las, dachte ich „Ob Nima wohl hoch sensitiv ist?“ 🙂
„Hochsensibilität ist ein denkbar unglücklicher Ausdruck, denn sensibel zu sein wird oft gleichgesetzt mit Gefühlsduseligkeit oder Weinerlichkeit.“ Das sieht der Duden anders als die Personen, die das falsch verwenden. Der sagt zur Herkunft:
„französisch sensible < lateinisch sensibilis = der Empfindung fähig, zu: sentire, Sentenz"
Stille ist auch für die nicht so sensitiven Menschen wichtig; die spannen es nur oft nicht. Sie betäuben sich mit dem Lärm. Und dann kommen sie nicht mit der Ruhe zurande, wenn es denn mal ruhig ist, weil sie es nicht gewöhnt sind.
Im Moment höre ich einiges an Gejammer wegen der staatlich verordneten Ruhe (die Österreicher haben bereits Ausgangssperre, in Deutschland wird sie wohl bald kommen). Die Leute kommen mit sich selber nicht klar. Sie werden es wohl lernen müssen, vielleicht tut uns das letztlich ganz gut, dass das Hamsterrad ordentlich ausgebremst wird.
Ballerfilme mag ich auch nicht, überhaupt ist Fernsehen verzichtbar. In der Zeit kann man viel besser Musik machen oder etwas anderes schönes tun.
Liebe Grüße
Monika
Liebe Monika,
du hast recht: die aktuelle Situation zwingt einige zum Innehalten und bringt manch einen an seine Grenzen. Je leiser das Außen, umso lauter wird das Innen. Und nicht jeder findet es spannend, sich seinen Gedanken und inneren Vorgängen zu stellen. Doch genau darin liegt eine große Chance zur Entwicklung.
Ganz herzliche Grüße an dich
Nima
Es gibt bei mir Momente, da kann ich auch im Trubel sein. Oder laute Musik hören und wild in der Küche tanzen.
Immer mehr bemerke ich allerdings das Gegenteil und ziehe mich intuitiv Zurück. Irgendwelche Festivals/Events mit 70k Besuchern vermeide ich. 1000 oder 500 sind mir auch zu viel. Da ziehe ich es vor an einem Strand allein zu sitzen und stundenlang aufs Meer zu schauen.
Ich habe meinen eigenen Hype und damit bin ich happy.
Liebe Jutta,
das mit dem eigenen Hype klingt sehr schön und vor allem echt.
Mir geht es wie dir: ich sitze lieber alleine in der Natur und beobachte die Sterne, als dass ich mit vielen anderen eine laute Party feiere. Die Natur ist meine Party 🙂
Liebe Grüße
Nima