„Wäre ich nicht zu dieser Reise aufgebrochen, hätte ich vielleicht nie gemerkt, was mir wirklich wichtig ist. Durch die neue Perspektive haben viele Dinge einen anderen Stellenwert bekommen.“

Diese Aussage stammt von einer Person, die ich unterwegs kennengelernt habe. Sie war auf einer zeitlich unbefristeten Reise im Wohnmobil, weil sie sich nach einer Veränderung gesehnt hat. Immer der gleiche Trott, die gleiche Beziehung, das gleiche Haus, der gleiche Wohnort – es war einfach zu viel des Gleichen.

Ihr Alltag war durchaus schön und komfortabel. Das Haus war nach dem eigenen Geschmack restauriert, der Job hat Spaß gemacht. Und doch hat sich eine Unzufriedenheit eingeschlichen, die in dieser Frage endete:

Soll das alles gewesen sein?

Auf solche Personen treffe ich häufiger, was natürlich auch mit meiner Arbeit als Coach zu tun hat.

Mich interessiert, aus welcher Motivation heraus diese Menschen zu ihrer Reise aufgebrochen sind und ob sich ihre Erwartungen erfüllt haben.
Die Gründe sind total verschieden.

  • Bei manchen ist es der Wunsch nach mehr Freiheit.
    Sie fühlen sich in ihrem Alltag durch die vielen Verpflichtungen eingeengt. Es fehlt der Raum für ihre eigene Interessen, die Luft zum Atmen. Sie sehnen sich danach, einfach auszubrechen.
  • Bei anderen ist es Frust im Job.
    Ihre Arbeit wird nicht wertgeschätzt, die Stimmung im Unternehmen ist angespannt, der Druck hoch. So wollen sie nicht mehr weitermachen, werfen alles hin und wollen sich was Eigenes aufbauen, am liebsten ortsunabhängig.
  • Bei den nächsten ist es die Eintönigkeit, auf die sie keine Lust mehr haben.
    Jeden Tag die gleichen Aufgaben, der gleiche Rhythmus. Sie wünschen sich mehr Abwechslung, neue Eindrücke, insgesamt einfach mehr Lebendigkeit.

Nicht zu vergessen sind die vielen verlockenden Berichte, Postings und Fotos in den Medien, in denen andere Lebensformen gezeigt werden. Das wirft bei einigen die Frage auf: Soll das alles gewesen sein? 

Vom Suchen und Finden des Glücks

Was auch immer der Auslöser für die Reise ist, oft ist diese mit einer Suche verbunden.

  • Nach etwas, das wirklich glücklich macht.
  • Nach dem, was erfüllt.
  • Nach dem, was mehr Zufriedenheit verspricht.
  • Nach dem tieferen Sinn.

Manchmal ist einfach die Luft raus – aus dem Job oder der Beziehung – und eine Lösung ist nicht in Sicht.  Weil das Problem selber als sehr groß empfunden wird, ist auch die Erwartung an die Lösung hoch. Dass vielleicht schon eine kleine Veränderungen reichen würden, scheint unvorstellbar.

Nein, es muss ein drastischer Einschnitt sein.

Das Gewohnte neu schätzen lernen

In vielen der Gespräche, die ich dazu geführt habe, kam es zu dieser Aussage: „Vielleicht hätte es gereicht, an ein paar Stellschrauben zu drehen, anstatt mein altes Leben hinzuwerfen.“

All diese Personen haben sich nach einer langen Reise oder dem Leben in einem anderen Land gesehnt. Manche von ihnen sind tatsächlich aufgebrochen, andere haben es sich erlaubt, dieses Szenario mal durchzuspielen.

  • Was wäre alles nötig, um dies realisieren zu können?
  • Was ist mein Warum dahinter?
  • Wonach sehne ich mich, was mir aktuell fehlt?

Ist dazu wirklich ein Total-Umbruch nötig?
Nein, du musst nicht zwingend alles hinwerfen, um wieder mehr Freude in dein Leben zu holen. Viele meiner Gesprächspartner sind zu der Erkenntnis gekommen, dass sie im Grunde ein tolles Leben haben und es nur an ein paar kleinen Stellen nicht rundläuft.

Ihnen ist bewusst geworden, dass es an Dingen gehakt hat, denen sie sich nun endlich stellen müssen. Ein Punkt ist zum Beispiel, deutlicher Grenzen zu ziehen und besser für die eigenen Bedürfnisse einzustehen.

Und wenn dich der tägliche Trott langweilt, kannst du auch auf anderen Wegen für mehr Abwechslung sorgen, ohne direkt alles hinzuschmeißen.

Alles kann, nichts muss

Es spricht nichts dagegen auf- und auszubrechen.
Das habe ich auch getan, weil ich gerne im warmen Süden und vor allem mehr in der Natur leben wollte.

Ich habe meine aktuelle Lebensform ganz bewusst gewählt und sehr viel dafür getan, sie realisieren zu können.

  • Ich war allerdings nicht auf der Suche nach einer Antwort auf eine Frage oder der Lösung für ein Problem.
  • Ich bin nicht vor einem persönlichen Thema weggelaufen.

Eine Reise kann dazu beitragen, dass du deinen Blickwinkel veränderst und Gewohntes plötzlich anders wahrnimmst.

  • Das, was du immer so nervig fandest, vermisst du auf einmal.
  • Die Person, über die du dich so oft geärgert hast, weißt du auf einmal wieder für ihre Qualitäten zu schätzen.

Hilfreich ist es, an eine Reise oder den Umzug in ein fremdes Land keine hohen Erwartungen zu haben. Nicht zu erhoffen, dass sich dadurch deine Probleme in Luft auflösen. Wenn du vor ihnen wegläufst, werden sie dir früher oder später wieder auf die Füße fallen.

Aufbrechen, um wieder bei dir anzukommen

Lass dich auf die Veränderung ein und von ihr überraschen.

Vielleicht tut sie dir gut und du behältst den neuen Weg bei. Vielleicht stellst du auch fest, dass das bisherige Gewohnte gar nicht so übel ist, wie du es gedacht hast.

Sei offen für das, was du empfindest und gestehe dir zu, deine Meinung zu ändern. Nur weil du A gesagt hast, musst du nicht zwingend B sagen.

Du hast jederzeit das Recht, dich neu zu entscheiden. Und das heißt auch, mit gutem Gefühl in dein bisheriges Leben zurückzukehren.

Hinweis:
Der Schwerpunkt meiner Arbeit hat sich geändert.
Ich unterstütze jetzt Menschen mit Hunden aus dem Tierschutz, ihre individuellen Probleme im Zusammenleben gelassen zu meistern – gewaltfrei und positiv. Hier erfährst du dazu mehr.